„Morgens nur ein Apfel!“ – Essen – und was wir uns davon erhoffen.

BITTE BEACHTEN SIE

Ich habe einige außergewöhnliche Behandlungsansätze, die sich nicht in Büchern wiederfinden. Diese sind meist konsequent weitergedachte schulmedizinische Betrachtungsweisen. Um mich und meine Arbeit besser kennenzulernen, stelle ich diese hier dar. Ich diskutiere diese gerne mit Ihnen und stelle etwas pointiert dar, um zum Austausch anzuregen. Dieser Blog ist weder Ausbildung, noch zum Nachahmen gedacht und ersetzt keine ärztliche Beratung oder Therapie. Aber vielleicht lachen Sie. Und dann vielleicht doch.

„Morgens esse ich nur einen Apfel, danach gar nichts mehr. Auch das Abendessen lasse ich meist ausfallen. Woher mein Gewicht kommt, ist mir ein Rätsel.“
Jahrelang gehörte es zu einem richtigen Aufnahmegespräch im Krankenhaus, auch über Nahrungsgewohnheiten zu sprechen. Dies war nie mein Lieblingsteil und – nur um kritischen Fragen vorzubeugen – die körperliche Untersuchung auch nicht. Die „Aufnahme“ eines Patienten, als das Erstgespräch mit allem, was dazugehört, ist eine ausgesprochen unbeliebte Tätigkeit des Krankenhausarztes. Ich hatte den Anspruch, alles Wichtige zu erfragen, eine Untersuchung zu machen, Blut abzunehmen, Medikamente anzuordnen oder den Patienten zu anderen Untersuchungen weiterzuleiten. Das dauerte meist zwei Stunden. Da man schon zwei Stunden in unsinnigen Besprechungen saß und noch zwei weitere mit Papierkram verbrachte, wusste man, dass der Tag gelaufen war, wenn sich zwei Aufnahmen am Tag ankündigten. Wenn sie das taten, da die meisten recht spontan vorbei kamen. Und in diesen zwei Stunden kam die unausweichliche Frage: „Wie ernähren sie sich denn?“ Vegetarisch, zuckerfrei, Allergien und Unverträglichkeiten, all das sollte man bei dieser Gelegenheit aufschreiben. Dazu kam es meist nie. „Ich weiß schon, warum sie das fragen, Herr Doktor. Aber an der Ernährung liegt es wirklich nicht. Auch für meinen Hausarzt ist mein Gewicht ein Rätsel. Ich sollte sogar schon mal zum Hormondoktor.“
Glauben sie mir, niemand interessiert sich dafür, ob ein Patient dick oder dünn ist. Es sei denn, man wird in einer Schönheitsfarm aufgenommen. Meinen früheren Oberarzt hat das meist so geärgert, dass er sich dazu hinreißen ließ, den Patienten zuzustimmen: „Ja,“, meinte er in verschwörerischem Ton, „das ist ein bekanntes Phänomen. Das wichtigste dabei ist es, eine fest eingefahrene Ernährung nicht mutwillig durcheinander zu bringen. Das verträgt der Körper nicht gut. Daher werde ich die häusliche Ernährung auch im Krankenhaus genauso weiterführen! Ich gebe das gleich mal an die Küche durch.“ Hat er dann nicht, aber zumindest hat er so herausbekommen, ob jemand zu Panikanfällen neigt.

Heutzutage glaube ich, dass an den Aussagen der Patienten mehr dran war, als es auf den ersten Blick so scheinte. Wir glauben alle, dass zwischen unserer Ernährung und unserem Körper ein Zusammenhang besteht: Im Gewicht, im Fettanteil, in der Verdauung, in der Konzentration und dem Gedächtnis, dem Vitamingehalt und generell unserer Lebenserwartung. Und auch im Umkehrschluss. „Hast Du schon gehört, der Müller hatte einen Schlaganfall?“ „Na ist das ein Wunder, so wie der sich ernährt hat.“ „Ich habe ihm immer gesagt, dass er viel zu wenig trinkt.“ „Und jeden Morgen ein Ei. Da kannst du die Uhr nach stellen, wann es ihn erwischt.“

Wir wünschen uns so sehr, Einfluss auf unsere Gesundheit und unser Aussehen zu nehmen, dass uns die Details dabei schon fast egal sind. Und weil sie schwierig sind, nehmen sogar die Ärzte Zuflucht zu Verallgemeinerungen. Meine Schwiegereltern müssen bei ASS 100 morgens nehmen. Da lebt man länger. Könnte ich jetzt viel zu sagen. Aber bleiben wir bei der Dosis. Er, 92 Kilo , eindeutig männlich. Sie 55 Kilo. Beide 100 mg ASS. Omep, bei Magenschmerzen, beide 20 mg. Nicht nur, dass sie fast nur die Hälfte wiegt, Frauen brauchen selbst bei gleichem Gewicht ganz andere Dosen als Männer. Von Leberleistung und Enzymaktivität will ich hier gar nicht sprechen, aber schon beim Thema Alkohol wissen wir doch alle bescheid, wie unterschiedlich er von Männern und Frauen vertragen wird. Ist bei Vitalstoffen nicht anders. Nicht erst seit der Spinatgeschichte wissen wir, dass wir nicht wissen, was im Essen drin ist. Nur meine Mutter weiß das, dafür aber ganz genau. Als ich in Irland war, erzählte mir meine sympathische Reiseleitung, dass bis heute jede schwangere Frau pro Tag einen halben Liter Guiness Bier trinken muss, wegen dem Eisen. Man weiß längst, dass in diesem Bier kein Eisen ist und Herr Guiness für dieses Gesetz damals eine menge Fässer hat springen lassen. Aber Gewohnheiten verschwinden nur langsam. Also Prost Mrs. O´Reilly.

Wissen wir überhaupt, was in einem Apfel drin ist? Relativ viel, glaube ich. Ich habe einem guten Freund, ein ehemaliger Professor aus Hannover, dazu geraten, sich einen Bauernhof zu kaufen und sich dort in seiner Rente auszutoben. Er hat sich fast nur von eigenem Obst ernährt und die höchsten Coenzym Q10 Spiegel, die ich je gesehen hatte. Leider hat die typische Veganerin, die sich die Äpfel aus dem Biomarkt holt, sehr schlechte Werte. Es gibt keine Woche, in der nicht eine Veganerin bei mir sitzt und heult, wenn wir die Blutwerte gemeinsam besprechen. So viel Aufwand für die Gesundheit und im Blut nichts zu sehen. Eine Patientin brachte mal einen Artikel mit: Sobald ein Apfel gepflückt wird, verliert er pro Tag 25% seiner Vitamine. Sie hatte das nachgerechnet, nach vier Tagen war also kein einziges Vitamin mehr im Apfel. Sage ich dann nichts zu. Man muss nicht alles kommentieren. Was aber stimmt und wir eigentlich alle wissen: Lange Transportzeiten sind Gift für die Vitamine. Kiwis aus Australien haben unglaublich viele Vitamine. Stimmt auch, wenn man sie gleich in Australien isst. Unsere Vitaminversorgung mittels Obst ist also sehr von Mutmaßungen abhängig. Und das ist schade, da bei anderen Lebensmitteln ja auch der Vitamingehalt, Zucker und vieles mehr draufstehen muss.

Was ich persönlich noch wichtiger finde: In den letzten 100 Jahren hat sich die Arbeit immer mehr von körperlicher Arbeit zu geistiger Arbeit gewandelt. Als Holzfäller brauche ich pro Tag bestimmt 4500 Kalorien. Ich bei meiner Arbeit brauche bestimmt nur 1800 Kalorien. Bei gleicher Art der Ernährung nimmt der Holzfäller also fast drei Mal so viele Vitamine zu sich wie ich. Oder andersherum. Im Vergleich zu unseren Großeltern nehmen wir nur ein Drittel der Vitalstoffe zu uns. Und die haben es noch direkt vom Baum gepflückt.

Für mich gibt es nur einen Weg aus diesem Dilemma. Lassen Sie Ihre Vitalstoffe untersuchen. Nur dann wissen Sie bescheid. Alles andere sind nur Vermutungen. Sie schauen doch auch auf die Tanknadel und sagen nicht: „Ich habe vor einer Woche recht gutes Benzin getankt, das hält wahrscheinlich eine Weile. Wer würde in die Suppe Salz kippen, ohne gekostet zu haben? Gut, wahrscheinlich jeder Ehemann, aber es muss auch nicht jede Metapher sitzen. Lassen Sie nachsehen, wie Sie beim Zahnarzt auch regelmäßig nach Ihren Zähnen sehen lassen. Und wenn Selen super niedrig ist und Sie keine Lust auf Multiple Sklerose oder Allergien haben, dann füllen Sie es auf und gut ist. Nur bitte nicht mit Nahrung. Eine Patientin hat ausgerechnet (offensichtlich nicht die mit den 25% Äpfeln), dass sie pro Tag 300 Gramm Paranüsse essen muss. 7 Kilo später gab sie den Versuch auf und nahm Selentabletten für vier Wochen.

Und damit sind wir auch aus der Schuldfrage und dem schlechten Gewissen draussen. Wenn Ihnen Spinat, rote Beete, Leber, Lebertran und viele andere gesunde Sachen nicht schmecken, brauchen Sie nicht mehr jeden Tag mit einem schlechten Gewissen herumzulaufen. Solange die Werte in Ordnung sind.

Und dann heißt es demnächst bei mir: Vitamin D o.B., Eisen o. B. Oh, oh, Vitamin B12 hat was. Da müssen wir beigehen.

Wollte ich schon immer mal sagen.