Ich habe einige außergewöhnliche Behandlungsansätze, die sich nicht in Büchern wiederfinden. Diese sind meist konsequent weitergedachte schulmedizinische Betrachtungsweisen. Um mich und meine Arbeit besser kennenzulernen, stelle ich diese hier dar. Ich diskutiere diese gerne mit Ihnen und stelle etwas pointiert dar, um zum Austausch anzuregen. Dieser Blog ist weder Ausbildung, noch zum Nachahmen gedacht und ersetzt keine ärztliche Beratung oder Therapie. Aber vielleicht lachen Sie. Und dann vielleicht doch.
Selten sieht man ein Burnout Syndrom im Endstadium. Dieses entwickelt sich über Jahre und schließt die unterschiedlichsten Organe mit ein. Die Patienten beschreiben dabei Ärzteodysseen, die geprägt sind von Hoffnung und Enttäuschung. Über Jahre vielversprechende Ansätze, kurze Besserung, dann doch wieder die Ernüchterung. Wir haben uns zuletzt viel mit den Randgebieten der ganzheitlichen Therapie beschäftigt, daher kümmern wir uns heute um unser Kerngeschäft. Natürlich treffen wir dabei viele bekannte Themen der letzten Zeit wieder: Egoismus, Selbstbewusstsein durch Arbeit, Druck und Prägung der Familie, Perfektionismus, aber auch die Unzulänglichkeiten der modernen Medizin zwischen den Extremen der drei Minuten Therapie und der sinnlosen Maximaluntersuchung aus finanziellen Gründen.
„Früher war es bei uns verboten, nichts zu tun. Wer dabei erwischt wurde, bekam Strafen in Form von Haus- oder Gartenarbeiten. „Wenn du nichts zu tun hast, geb ich dir was zu tun!“, war ein häufig gehörter Satz und alles andere als eine leere Drohung. Irgendwann habe ich Ruhe und Regeneration als peinlich und verboten empfunden. Schon als Kind hatte ich oft Kopfschmerzen. Alle in der Familie hatten Kopfschmerzen. Dies war die einzige anerkannte Möglichkeit, Pause zu machen. Nach meinen beiden Schwangerschaften, die nicht grad einfach verlaufen sind, wurde es schlechter. Wucherungen in den Nebenhöhlen, Schmerzen und reaktive Depressionen. Auf der Suche nach der Ursache wurde ich acht Mal operiert, unter anderem wurden alle Zähne mehrfach saniert. Meist ohne Erfolg. Jeder einzelne Arzt oder Heilpraktiker versprach mir Besserung, die meist jedoch ausblieb. Irgendwann bekam ich Bauchschmerzen und musste auch dort operiert werden. Danach litt ich an Tinnitus, der bis heute anhält. Ich kann nicht mehr richtig schlafen und bin morgens müder als abends. Abwechselnd ließ ich mir die Zähne und den Bauch operieren. Ich bekam von einer Heilpraktikerin Nahrungsergänzungsmittel, die geholfen haben. Dann kam die Gürtelrose. Stark schmerzende Entzündungen, mitten im Gesicht, die immer wieder kamen. Zwischen den Gürtelrosenphasen kamen Herzschmerzen. Auch die konnten nicht erklärt werden. Dennoch habe ich in dieser ganzen Zeit eine glänzende Karriere gemacht. Kein Projekt war mir zu viel, keine Aufgabe zu hoch. Ich war eine Berühmtheit und ließ mich nicht unterkriegen. Niemand konnte mich bremsen, nicht einmal mein eigener Körper. Von den Behandlern habe ich nur drei Aussagen zu hören bekommen: Alle Beschwerden sind eingebildet, weil wir nichts finden, geh zum Psychiater. Oder: Das ist eine Fibromyalgie oder CFS, da kann man nichts machen, das ist chronisch. Oder: Das ist kein Problem, da müssen nur alle Zähne raus und neugemacht werden, dann verschwindet das alles! Ich wusste nur nicht, dass der Zahnarzt mit „alles“ mein Geld und nicht die Schmerzen gemeint hat. Jetzt habe ich jeden Tag Kopfschmerzen und bin körperlich total am Ende. Ständige Infektionen prägen meinen Alltag. Aber ich trete jetzt beruflich kürzer, weil ich glaube, dass es damit etwas zu tun haben könnte. Ich muss nur noch die nächste Gehaltsstufe erreichen, das wirkt sich einfach viel besser auf meine Rente aus. Man hat ja nichts zu verschenken!“
Diesen Vortrag höre ich bestimmt einmal in der Woche. Und manchmal auch im Urlaub, wo ich grade herkomme. Diese Zeit ist eigentlich nicht für Akquise gedacht. Aber wenn bei Abendessen nette Menschen Bemerkungen fallen lassen wie: „Nach spätestens drei Tagen im Urlaub breche ich immer total zusammen!“, kann ich mich nur schwer zurückhalten.
Die einfachste Möglichkeit, dieses Vollbild zu erklären: Unter Stress verbraucht der Körper Substanzen, die zur Aufrechterhaltung der Funktion von allen Organen wichtig sind. In meinem zweiten Semester habe ich auf der Autobahn in den kochenden Kühler meines uralten Passats Fanta geschüttet. Damit lief der Wagen erst einmal. Wahrscheinlich hat er Diabetes bekommen. Im Notfall machen wir Sachen, die kurzfristig helfen, obwohl sie langfristig ungesund sind. Unserem Körper und allen Organen fehlen durch den Notfall genau diese Vitalstoffe, so dass es an allen Ecken und Enden brennt. Die Kraftwerke unserer Zellen können keine Energie mehr produzieren, daher fühlen wir uns schlapp und antriebslos. Das können sie zuhause einmal testen: Wie viel Muskelkraft haben Sie nach 10 Stunden geistiger Arbeit? Logisch wäre: 100 Prozent! Sie haben die Muskeln den ganzen Tag nicht verwendet, die müssten taufrisch sein! Stattdessen schaffen Sie es mit letzter Kraft aufs Sofa. Mitochondropathie nennt sich das.
Besonders gerne verbrennt der Körper Aminosäuren, also Proteine im Stress. Aus diesen Bausteinen werden jedoch viele wichtige Substanzen wie Hormone oder Neurotransmitter gebaut. Und diese entscheiden über die geistige Leistungsfähigkeit. Durch Stress verbrauchen wir also Neurotransmitter und verhindern gleichzeitig, dass neue gebaut werden. Damit sind wir nicht nur körperlich, sondern auch geistig platt. Im Gegensatz zu dem Reifen einer Frau heute morgen auf dem Obi Parkplatz. Hab ich so am Rande mitbekommen. „Bei Ihrem Reifen scheint die Luft raus zu sein.“ Sie: „Ja, aber zum Glück nur unten! Oben sieht er noch gut aus.“ Bei Burnout sind wir oben und unten platt, daher hilft eine reine psychiatrische Behandlung nicht. Und nur Vitamine geben hilft auch nicht. Die Leute nehmen die neue Energie der Vitamine und arbeiten einfach weiter und meist noch mehr als vorher.
Daher behandeln wir immer von drei Seiten: Korrektur der Defizite im Körper nach ausgiebiger Analyse. Korrektur des Verhaltens am Arbeitsplatz, um schädliche Verhaltensweisen zu eliminieren und durch gute zu ersetzen. Und als letzten Punkt müssen wir herausbekommen, warum sich Menschen so verhalten. Sind es Perfektionisten, definieren sie sich nur über Arbeit, werden sie von der Familie gedrängt, haben sie gelernt, immer stark sein zu müssen und trauen sie sich nicht, Schwäche zu zeigen? Dieser letzte Punkt ist immer der schwerste. Aber wenn ich mich damit nicht beschäftige, wird nach spätestens einem Jahr alles wieder in den gleichen Bahnen verlaufen wie vorher. Manchmal sogar noch während des laufenden Prozesses.
Das Vollbild des Burnouts zeichnet sich durch körperliche und geistige Schwäche aus. Typische körperliche Symptome sind: Darmbeschwerden, Kopfschmerzen, Schwindel, Tinnitus, Nacken- und Rückenverspannung und Herzbeschwerden. Typische geistige Symptome sind: Schlafstörungen, Antriebsmangel, Konzentrationsprobleme und Stimmungseinschränkungen. Kurz gesagt: Körperlich und geistig geht nichts mehr, daher muss man auch den ganzen Körper und nicht einzelne Systeme behandeln. Und jetzt der ultimative Trick, der aber unter uns bleiben muss: Sollten Sie einen geistig anstrengenden Job haben, beugen Sie vor! Sollten Sie in Ihrer Firma Mitarbeiter haben, die nicht ausfallen sollten, beugen Sie für die auch vor. Vorbeugen kostet nicht viel! Zum Beispiel für den Typ, der im Weißen Haus die Namensschilder austauschen muss. Ist doch Burnout vorprogrammiert! Und wenn man jetzt darüber nachdenkt, dass es nicht nur krank und arbeitsfähig gibt. Es macht auch einen Unterschied, ob ein Geschäftführer sich bei Vertragsverhandlungen gut konzentrieren kann oder grad mal körperlich anwesend ist. Oder ob ein Nationalspieler nur auf dem Platz steht oder auch Lust hat, Fussball zu spielen. Sieht von außen gleich aus. Aber es ist ein Unterschied!
Lebt Euer Ändern! Ich denk an Euch, Euer
Doc Wassmuth