„Die Ted Lasso Methode“

BITTE BEACHTEN SIE

Ich habe einige außergewöhnliche Behandlungsansätze, die sich nicht in Büchern wiederfinden. Diese sind meist konsequent weitergedachte schulmedizinische Betrachtungsweisen. Um mich und meine Arbeit besser kennenzulernen, stelle ich diese hier dar. Ich diskutiere diese gerne mit Ihnen und stelle etwas pointiert dar, um zum Austausch anzuregen. Dieser Blog ist weder Ausbildung, noch zum Nachahmen gedacht und ersetzt keine ärztliche Beratung oder Therapie. Aber vielleicht lachen Sie. Und dann vielleicht doch.

Hallo Freunde,

wer hat von Euch noch meine „Kopfdiät“ in Erinnerung? Euer Verstand besteht aus dem, womit Ihr ihn füttert, genau wie Euer Körper. Daher versuche ich nur Serien zu sehen, die mich mit guter Stimmung füttern. Wenn Ihr Euch an diese Serie erinnert, kommt mit der Erinnerung auch die dazugehörige Stimmung hoch. An manche Sendungen erinnert man sich noch sein ganzes Leben. Damit trägt diese Sendung zu der Stimmung vieler kommender Tage bei. Und Ihr entscheidet, welche Stimmung dies sein soll. Jeder der an dieser Stelle nicht weiß, wie das genau abläuft: Noch mal mein  Bällebad - Modell durchlesen.

„Ted Lasso“ ist eine solche Sendung, die Euch für Euer Leben positiv beeinflussen könnte. Eigentlich gehört sie nicht in meine bevorzugte Kost. Sie ist nicht leicht und enthält viele traurige Momente, die ich im Moment überhaupt nicht gebrauchen kann. Meine Katze Sansa ist  letzten Montag gestorben. Und doch enthält diese Serie eine Weisheit, die ich beispielhaft in meinen Stunden verwende. Die man mit etwas Fantasie als eigenständige Therapiemethode verwenden könnte: Die „Ted Lasso“ Methode.

Ted Lasso ist ein American Football Trainer, dazu zweitklassig. Er wird engagiert, um ein englisches Premier League Team zu sabotieren, was er nicht weiß. Die Fans hassen ihn, die Spieler ebenfalls. Seine Chefin möchte, dass er mit dem Team untergeht, weil sie es ihrem Ex heimzahlen will, der Fan dieses Teams ist. Teds Frau will sich von ihm trennen. Ted hat Panikanfälle und ist allein. Ted könnte daher mit allem Recht ein typischer Patient auf meiner Couch sein. Er könnte über sein Schicksal klagen und es allen heimzahlen wollen. Daran hindert ihn nur eines: Ted ist ein Optimist.

Nicht weil er dumm ist. Oder leichtgläubig. Oder es ihm leicht gemacht wird. Ted ist der Meister des „Wassmuth´schen Beziehungskontos“. Und ich habe es ihm nicht verraten! Vielleicht ist er einer der 12 Leute in den USA, die früher regelmäßig meinen Blog gelesen haben. 

Ted weiß (genau wie Ihr eifrigen Blogleser), dass es zwischen allen Menschen Konten gibt, in die wir einzahlen und von denen wir abheben können. Und er zahlt ein. Er bringt seiner Chefin jeden Morgen Kekse mit. Er ist nett zu Menschen auf der Strasse. Er ist nett zu den Spielern und den Fans. Obwohl alle ihn hassen. Das alleine sollte ihm schon einen der sieben Emmys einbringen, die er bekommen hat. Ist nämlich schwierig. Viel leichter ist es, mit Verbitterung und Resignation zu reagieren. Aber wir können jedes Gefühl in jedes andere verwandeln, nur nicht Gefühle aus dem Nichts erzeugen. Aber dies ist eine der schwereren Verwandlungen. Durch diese Nettigkeit zahlt er auf das Beziehungskonto ein. Das ist ungefähr so, als würdet Ihr einem Freund beim Umzug helfen und zieht eine Woche später selbst um. Es ist schwer, sich aus dieser Verantwortung zu ziehen.

Üblicherweise spielen Gefühle mit uns Ping-Pong. Euer Chef ärgert Euch, Ihr lästert mit dem Kollegen über den Chef. Der Kollege lästert mit anderen Kollegen. Einer von denen steckt es dem Chef, der sich darüber ärgert. Der stellt Euch zur Rede, was Euch wieder ärgert, so dass Ihr ein ernstes Wörtchen mit dem Kollegen redet. Das kann in manchen Abteilungen auf diese Weise über Jahre so weiter gehen. Dass sich jeder Einzelne hierbei gemobbt fühlt, brauche ich kaum extra zu erwähnen, hat was mit Zeitgeist zu tun.

Ted unterbricht diese Kette und trägt gute Gefühle in die Welt. Das irritiert uns. Insbesondere in Norddeutschland ist man so etwas nicht gewohnt. In England wahrscheinlich schon gar nicht. Dabei ist er auch nur ein Mensch. In einem sehr schlechten Moment schnauzt er jemanden an. Das kann jedem passieren. Er springt aber über seinen Schatten und entschuldigt sich, erklärt die Situation.

Auf seine eigene Weise bringt er uns Regeln des Lebens bei, die ich manchmal viel umständlicher erkläre: „Sich zu verändern, besser zu werden, ist wie ein Pferd zu reiten - wenn es sich bequem anfühlt, machst Du es wahrscheinlich falsch!“ Oder die wichtigste Regel, wie wir mit negativen Emotionen umgehen: „Sei ein Goldfisch!“ Goldfische haben nur ein 10 Sekunden Gedächtnis. Jeder Sportler sollte sich das irgendwo hinschreiben.

Er kümmert sich als Coach nicht direkt ums Gewinnen. Er gibt jedem Spieler die Möglichkeit, die beste Version von sich selbst zu sein. Und diese Version hat es leichter zu gewinnen.

Denkt daran beim nächsten Date. Oder beim nächsten Vorstellungsgespräch. Wenn Ihr Eure Liebste oder Euren Liebsten das nächste Mal umarmt: Seid Eure eigene beste Version. Verteilt Freude, auch wenn es Euch schwerfällt. Glaubt an das Gute in anderen, auch wenn diese es nicht tun.

Das hat der Zimmermann gemeint, als er sagte: „Haltet die andere Wange hin!“ Dies ist ein Wunder, gegen das sich keiner wehren kann.

Sei besser.

Sei Ted.