Neulich beim Fußball: Der visuelle Tinnitus oder DocWassmuth sieht lauter Pfeifen

BITTE BEACHTEN SIE

Ich habe einige außergewöhnliche Behandlungsansätze, die sich nicht in Büchern wiederfinden. Diese sind meist konsequent weitergedachte schulmedizinische Betrachtungsweisen. Um mich und meine Arbeit besser kennenzulernen, stelle ich diese hier dar. Ich diskutiere diese gerne mit Ihnen und stelle etwas pointiert dar, um zum Austausch anzuregen. Dieser Blog ist weder Ausbildung, noch zum Nachahmen gedacht und ersetzt keine ärztliche Beratung oder Therapie. Aber vielleicht lachen Sie. Und dann vielleicht doch.

Aus eigenem Anlass gibt es heute einen Gruß aus der Psychosomatik. Hab ich doch im Urlaub so getan, als sei ich noch dreißig und bin ohne Ohrschutz in ein Konzert gegangen. Einige Freunde wollten mir wohl etwas Gutes tun. Sie hatten Angst, dass ich die Bühne nicht sehen kann und Plätze direkt vorne reserviert. Neben der Box. Einer sehr lauten Box. Um mir so sinnvolle Mitteilungen zu übermitteln wie: „Gefällt es Dir?“ oder noch wichtiger: „Siehst Du alles?“ wurde direkt in mein Ohr geschrieen, ohne Vorwarnung, aus 2,4 Millimetern Abstand. Ich habe das Pfeifen der Musik noch gehört, als schon seit drei Stunden Schluss war. Auch am nächsten Morgen noch. Und am Übernächsten. Und auch heute noch, obwohl es schon einige Monate her ist. Die ersten drei Tage hofft man, dass es sich noch gibt. Nach drei Monaten hofft man es immer noch, aber eher aus einem Gefühl von Verzweiflung heraus. Es ist die Ohnmacht und die Unausweichlichkeit, die mich mürbe macht. Die ständige Ablenkung dadurch. Und es kann auch gefährlich sein.

Alltagsprobleme

Heute morgen an der Fussgängerampel dachte ich: Alles klar, es pfeift, ich kann gehen. Wäre ich fast überfahren worden. Abends denke ich super, der Zug kommt heute pünktlich! Kommt aber keiner, pfeift nur. Hätte ich mir auch denken können, war eigentlich klar. Aber ich will mal nicht klagen, es hat auch was Gutes. Ehrlich. Im Urlaub wurde ich von einem Autofahrer angeschrien und beleidigt. Nein, nicht mit Recht, hätte aber sein können, stimmt. All seine Beleidigungen wurden aber von dem Pfeifen überlagert. Es war wie im Fernsehen, wo die Schimpfwörte überlagert werden. Nur dass hier alle Wörter überlagert wurden. Hab ich ihm aber gleich mit gleicher Münze zurückgegeben: „Ich pfeif Dich auch!“ Und dann hab ich auch noch einen drauf gesetzt, damit er es sich merkt: „Und Deine Mutter pfeif ich auch!“ Merkt der sich.

Wo bleibt der Bezug zum Burnout?

Für die Wissbegierigen unter uns oder die wenigen, die sich daran erinnern können, dass ich vorhin von Psychosomatik gesprochen habe: Bei Burnout ist Tinnitus eine der häufigeren körperlichen Symptome. In absteigender Reihenfolge haben wir: Nackenschmerzen und Schlafstörungen, Magenschmerzen, Herzschmerzen, Darmprobleme und Tinnitus. Erst dann kommen Kribbelmißempfindungen, Rücken, Kopfschmerzen und – nicht zu unterschätzen – Störungen des Immunsystems bis zur Autoimmunkrankheit. Warum insbesondere diese Symptome so häufig auftreten, weiß in Deutschland nur eine sehr kleine Gruppe von Menschen. Das wissen nur die wenigen, die meinen Blog über Hirnnerven gelesen haben. Für den ich übrigens vor 2 Monaten 700 Euro Strafe zahlen musste. Ich würde gerne sagen, dass ich rebellisch unzüchtige Wörter verwendet habe oder wegen Geheimnisverrats vom CIA in die Mangel genommen wurde. Leider nein, ich habe es wohl mit dem Urheberrecht eines bestimmten Bildes nicht so genau genommen, das ich Euch damals nicht vorenthalten wollte. Blöd.

Das Organ, das für Hören und Gleichgewicht verantwortlich ist, wird von einem eigenen Hirnnerv versorgt. Und dieser neigt dazu, die Anspannung des Gehirns weiterzuleiten. Hat natürlich nichts mit mir zu tun. Meine Überlastung des Hörorgans kam von Außen. Ist allerdings für die Behandlung völlig egal. Mein letztes Ohrenpfeifen hatte ich mit 22 im Studium. Damals war die einzige Behandlungsmöglichkeit Infusionen mit Cortisol oder Blutverdünnern zu geben. Wollte ich doch mal sehen, was sich in den letzten Jahren so getan hat. Ergebnis: Nichts! Kein neues Medikament, keine neue Behandlungsidee. Das einzige Neue waren Studien die darauf hinweisen, dass die alten Methoden nicht funktionieren. Als erste Maßnahme wird daher allseits Psychotherapie empfohlen. War ich echt enttäuscht.

Alles Psyche oder was?

Jetzt dürfen Sie mich nicht falsch verstehen, ich habe nichts gegen Psychotherapie. Aber eine Therapie ist immer die letzte Möglichkeit. Eine gute, wirkungsvolle, aber zeitintensive letzte Möglichkeit. Ich arbeite doch als Arzt immer zuerst an den Ursachen und suche erst die schnellen Lösungen. Erst wenn das nichts nützt, bringe ich den Leuten bei, besser mit dem Pfeifen zurecht zu kommen. Also habe ich mir jeden Abend eine Infusion in den Arm gehauen. Ist nicht so witzig, wie es klingt. Dann Cortisoltabletten genommen. Fühlt man sich wie der Hulk auf Speed. Vor allem nachts um vier Uhr. Wer schon immer mal seine Wohnung neu tapezieren wollte und nur einen halben Tag Zeit hat: Ich hab da noch irgendwo ein paar Tabletten übrig. Entspannung, am besten mit Hypnose hilft. Unter Hypnose einen Filter einschalten, der das Pfeifen wegfiltert, genau wie man das Ticken einer Uhr wegfiltert. Dafür muss man leider das Pfeifen als normal akzeptieren und darf ihm keine Beachtung schenken. Wenn man das tut, zum Beispiel um morgens zu überprüfen, ob das Pfeifen noch da ist, wird es wieder super laut. Entspannung hilft ungemein. Es ist aber schwer, sich bei so lauten Pfeifen zu entspannen.

Freunde, ich muss Schluss machen, mein Zug kommt. Heute hat mir jemand ein Bild von Yoda geschickt. Steht drunter: „Ich spüre, nicht therapierbar Du bist…“ Na, ich hoffe mal nicht! Ich würde Euch gerne das Bild hier hin packen, habe aber grade keine 700 Euro übrig.

Bis zum nächsten Mal bei DocWassmuth.

P. S. : War doch nicht der Zug, war nur das Pfeifen.