Der Hals Teil zwei – Zuckerentzug nach 7 Tagen, ein Selbstversuch

BITTE BEACHTEN SIE

Ich habe einige außergewöhnliche Behandlungsansätze, die sich nicht in Büchern wiederfinden. Diese sind meist konsequent weitergedachte schulmedizinische Betrachtungsweisen. Um mich und meine Arbeit besser kennenzulernen, stelle ich diese hier dar. Ich diskutiere diese gerne mit Ihnen und stelle etwas pointiert dar, um zum Austausch anzuregen. Dieser Blog ist weder Ausbildung, noch zum Nachahmen gedacht und ersetzt keine ärztliche Beratung oder Therapie. Aber vielleicht lachen Sie. Und dann vielleicht doch.

Zeit für eine kurze Zusammenfassung der ersten Woche.

Für alle, die bisher noch nicht eingeschaltet haben heißt es jetzt: Was bisher geschah.

Doc Wassmuth ging letzten Montag auf Zuckerentzug. Immer wieder wird von der süchtigmachenden Wirkung gesprochen, den Insulinkreisläufen, bei denen Zucker Insulin freisetzt, dieses allen Zucker in die Depots transportiert, damit wir nach kurzer Zeit wieder Hunger haben. Ein typisches McD Phänomen halt. Um die Auswirkungen des Zuckers zu testen, habe ich mich auf totalen Entzug gesetzt. Alle Nahrungsmittel werden selbst zubereitet, es gibt keine Zuckerzusätze. Selbstverständlich gilt das auch für Fructose und andere Zuckersorten. Und weil das alles noch recht einfach klingt, habe ich auch das Salz und die Kohlenhydrate gestrichen. Einfach kann jeder.

Bevor ich von meiner Woche berichte und erzähle, wie schnell ich meine Entscheidung bereut habe, möchte ich erst von meinem Freund Karlchen (Name von der Redaktion nicht wesentlich geändert) erzählen. Er ist grad 87 geworden und spielt jede Woche drei Runden Golf, meist 5 Stunden am Stück. Er hat vor ca. 12 Jahren damit angefangen, sich sehr intensiv mit seiner Gesundheit zu befassen und kennt sich mittlerweile so gut aus, dass er mir immer noch das ein oder andere beibringen kann. Er schaute meinem Spiel letzten Freitag eine Weile zu und hat mich dann relativ direkt angesprochen:

„Was ist denn los, irgendwas bedrückt dich doch?“ Ich war etwas überrascht, neige ich doch nicht dazu, meine schlechte Laune in der Gegend zu verbreiten. Erst wollte ich also abwiegeln.
„Alles bestens, kein Problem, wieso sollte was sein?“
„Deine Schläger fliegen heute viel weiter als sonst.“ Ich dachte eine Zeit lang, er hätte sich versprochen und wollte Bälle sagen. Nur, meine Bälle flogen genau gar nicht. Es war meine schlechteste Runde des ganzen Jahres. Noch einen Tag vorher wollte ich wegen allgemeiner Schwäche absagen. Mache ich aber auch nicht so gerne. Also habe ich gespielt. Und eine alte Golferweisheit sagt, wenn die Bälle nicht fliegen, fliegen die Schläger. Muss etwas mit dem kosmischen Gleichgewicht zu tun haben, denke ich.
„Liegt an meiner Diät. Ich esse keinen Zucker. Kaum zu ertragen.“ Und ohne mit der Wimper zu zucken nimmt er das Thema auf.
„Ich halte die Monoglucose auch für sehr gefährlich. Liegt alles nur an der Genehmigung des Maissirup in den USA. In den 90ern wollten alle plötzlich nur noch fettarm essen. Und da hat die Industrie Fett als Kalorie und Geschmacksträger einfach durch Zucker ersetzt. Und mit dem Stempel Null Prozent Fett hatten alle wieder ein gutes Gewissen. Leider hatten sie in den Staaten nicht genug gute Zucker, also Disaccaride, Zweifachzucker. Daher wurde die Verwendung von Maissirup, einer Mischung aus Einfachzucker und Fructose genehmigt. Süßt nicht so gut, daher muss man doppelt so viel nehmen. Macht leider auch doppelt so dick und doppelt so viel Diabetes.“
Da stand ich da an Loch zehn mit meinem Putter in der Hand und staunte. Zuhause hab ich das gleich nachgelesen: Stimmt tatsächlich! Was ich noch gefunden habe war, dass weibliche Mäuse, die mit Monozuckern gefüttert werden, in der Natur umfallen wie die Fliegen. Richtig baff war ich aber bei der Meldung, dass seit dem Jahr 2000 in den USA ein Bewusstsein für Monozucker entstanden ist und der Verbrauch daher rückläufig ist. Rückläufig ist relativ, weil jeder Amerikaner durchschnittlich fast 25 kg von diesem fruchtzuckerhaltigen Sirup isst, während ein Europäer noch nicht einmal auf ein halbes Kilogramm kommt. Dabei sind diese Zucker nur halb so teuer, also wirtschaftlich sehr interessant. In Europa hat man sich nicht bewusster ernährt, bisher war die Verarbeitung verboten.

Und jetzt finde ich den Oberknaller: „Das Europäische Parlament (EP), der Rat und die Europäische Kommission (KOM) verständigten sich im Zuge der Reform der gemeinsamen Agrarpolitik am 25. Juni 2013 auf ein Auslaufen der Zucker- und Isoglucose-Quotenregelung zum 30. September 2017.“ Heißt, seit zwei Tagen sind wir in Deutschland nicht mehr vor Monozuckern geschützt, obwohl die gesundheitlichen Folgen enorm scheinen. Fructose stimuliert zum Beispiel das Sättigungszentrum des Gehirns nicht. Blöd. Bei Mäusen macht es auch noch unfruchtbar, als wenn wir das wirklich noch gebrauchen könnten.

Bin ich also mit meinem Zuckerentzug gesundheitlich ganz vorne mit dabei. Ich sage es gleich, es ist nichts für schwache Gemüter.

Montag traf es mich schon Nachmittags wie ein Hammer: Zittern, Schwäche, quälender Hunger bei gleichzeitig mit gesunden Sachen gefülltem Magen. Nachts trat ein unangenehmer Kopfschmerz auf.

Dienstag wurde ich kaltschweißig und hatte Grippesymptome. Eine ältere Patientin klingelte unten an der Praxistür. Sie hat Schwierigkeiten mit den Stufen, daher lief ich wie gewohnt hinunter. Ohne ihre Hilfe würde ich immer noch da unten stehen. Ich war durchgeschwitzt und hatte zitternde Knie und echt schlechte Laune. Naja, ich war etwas ironisch, um es genau zu sagen, mehr kommt da wohl nicht. Nachts hatte ich wieder Kopfschmerzen.

Mittwoch war ich sicher, dass kein Ende in Sicht ist. Weniger Schweiß, dafür schlechte Konzentration. Zwischenzeitlich wirklich starke Hungerattacken, was gut für unsere Mitochondrien ist, wie Blogleser wissen.

Donnerstag hatte ich ein entferntes Gefühl von Hoffnung, weil es zumindest nicht schlimmer wurde. Es traten auch keine Kopfschmerzen mehr auf.

Freitag war mein Golftag. Ich habe im Clubheim eine Kürbissuppe gegessen, nach klaren Anweisungen an den Koch. Ich habe nur die Hälfte geschafft. Mein Magen hatte die Größe einer Haselnuss.

Samstag war ich mir sicher, dass sich der Zustand besserte. Kein Zittern, keine Schwäche mehr, immer noch Hungerattacken, aber weniger.

Sonntag: Endergebnis nach einer Woche: Es ist ein erstaunliches Phänomen aufgetreten. Ich habe Rührei gegessen, ohne das Bedürfnis nachzusalzen. Und das, obwohl ich ein Blindsalzer bin, also ohne vorher probiert zu haben. Ich schmecke dafür Gewürze heraus, die ich so gar nicht kannte. Gelüste an Zucker habe ich gar nicht mehr, Salz zu essen erweckt ein Gefühl von Übelkeit ähnlich dem, Meerwasser zu schlucken. Ich habe keine Superenergie und immer noch Hunger zwischendurch. Aber ich habe – und das ist das tollste für mich – keine Müdigkeitseinbrüche mehr am Tag. Sonst habe ich nachmittags, insbesondere nach dem Essen immer einen Müdigkeitsschub gehabt. Der bleibt völlig aus. Sehr erstaunlich. Vom Gewicht habe ich mich von 82,4 auf 78,4 heruntergearbeitet. Bauchumfang ist ca. 5 cm weniger. Klingt nicht viel, aber an meinen Hosen sehe ich es. Ähnliche Erfolge bei der besten Frau von allen. Insbesondere, was den Mangel an Müdigkeit angeht.

Insgesamt eine sehr anstrengende Woche und ich kann es kaum erwarten, wenn nach der ersten Entgiftungswoche nach und nach wieder mehr Lieblingsgerichte auf den Teller dürfen. Ich würde jederzeit zwei Putenbrüste für ein Hereford Ribeye tauschen, jederzeit!

Ich halte Euch auf dem Laufenden.