Uncodiertes Denken – Burnout Regeneration im eigenen Kopf

BITTE BEACHTEN SIE

Ich habe einige außergewöhnliche Behandlungsansätze, die sich nicht in Büchern wiederfinden. Diese sind meist konsequent weitergedachte schulmedizinische Betrachtungsweisen. Um mich und meine Arbeit besser kennenzulernen, stelle ich diese hier dar. Ich diskutiere diese gerne mit Ihnen und stelle etwas pointiert dar, um zum Austausch anzuregen. Dieser Blog ist weder Ausbildung, noch zum Nachahmen gedacht und ersetzt keine ärztliche Beratung oder Therapie. Aber vielleicht lachen Sie. Und dann vielleicht doch.

Das Konzept des uncodierten Denken ist noch relativ neu. Es existiert genaugenommen seit heute Nachmittag um halb drei. Vielleicht hat jemand Lust mir dabei zu helfen, es auszubauen und weiterzuentwickeln. Einfach melden.

Grundprobleme der Überlastung

Zu einer geistigen Überlastung kommt es, wenn die Funktionen des Großhirns in einem Maße verwendet werden, die mehr Energie kostet, als durch Regeneration langfristig ersetzt werden kann. Werden während dieses Prozesses Reserven verbraucht, kommt es zu Symptomen, die mit den Reserven korrelieren. Dieser Prozess tritt nicht schleichend ein, da die abnehmenden Energiereserven des Gehirns durch Stresshormone kompensiert werden, um eine Funktionalität möglichst lange aufrecht zu erhalten. Sind Stresshormone verbraucht oder haben diese keine weiteren Reserven zum verbrennen, kommt es zur Dekompensation. Das kann sehr plötzlich gehen. Wer erinnert sich noch an den Bänker, der vor der Tiefgarage am Raschplatz zusammengebrochen ist? Hier lohnt es sich mal wieder, langfristig in diesem Blog am Ball zu bleiben,ha. Das schreibe ich so kompakt, weil wir schon so oft darüber geredet haben. Denken kostet Kraft. Und die muss regeneriert werden.

Was aber sind die Funktionen des Großhirns, die wir im Übermaß verwenden? Nehmen wir wiedereinmal unseren Körper als Beispiel. Wenn ich jeden Tag meinen Bizeps trainiere und nicht jeden zweiten Tag Pause mache, dauert es nicht lange, bis der Muskel schmerzt und immer weniger Leistung zeigt. Auch vom Umfang wird er nicht wie erwartet dicker, sondern immer dünner. Das Gehirn ist hier ganz ähnlich. Tägliche Belastung ohne ausreichende Regeneration führt zur Abnahme des geistigen Leistungsvermögens. Deswegen freuen wir uns aufs Wochenende. Da aber das Verhältnis Arbeitstage zu Wochenende nur 5:2 beträgt, also nicht ausgeglichen ist, dauert es nicht lange, bis wir nicht mehr ausreichend regenerieren. Dann kommt der Urlaub ins Spiel. Bleibt der aus, wird es eng. Auch die Art der geistigen Belastung spielt dabei eine Rolle. Jeden Tag das Gleiche tun bedeutet, jeden Tag die gleichen Hirnbereiche zu belasten, während andere ungenutzt bleiben und abgebaut werden. Nehmen wir unseren Sehnerv, der direkt mit dem Gehirn verbunden ist. Schauen Sie sich 30 Sekunden ein gelbes Bild an und danach auf eine weiße Wand. Was passiert da? Die Leistungsfähigkeit für die Wahrnehmung von gelb erschöpft sich und steht eine Zeit lang nicht mehr zur Verfügung. Daher sieht die Wand nicht weiß aus, sondern, tja, blau? Grün? Weiß ich jetzt auch nicht so genau. Ist vielleicht ein Kunstlehrer anwesend? Ich bin 2016 bei drei Flügen als Notarzt eingesprungen. Einmal möchte ich die Durchsage hören: Unsere Kaffeemaschine hat den Geist aufgegeben, ist ein Mechaniker anwesend? Jemand hat die Toilette verstopft, ist ein Klempner unter uns? Fliegen Sie mal dreizehn Stunden nach Thailand ohne Klo. Da würde sich mancher wünschen, lieber einen Herzinfarkt gehabt zu haben. Ähnlich wie bei dem gelben Bild läuft es auch im Gehirn. Wenn wir jeden Tag die gleiche Art der Belastung haben, wird genau dieser Gehirnbereich erschöpft und geht irgendwann kaputt. Denken Sie an meinen Blog über Urlaub (oder lesen Sie heimlich nach). Der beste Urlaub ist derjenige, der genau die Bereiche des Körpers und Gehirns belastet, die im Alltag ungenutzt bleiben und umgekehrt.

Informationsaufnahme und Verarbeitung

Typischerweise müssen wir erst Informationen aufnehmen, bevor wir sie vom Gehirn verarbeitet werden können. Sprache in Wort und Schrift ist viel schwieriger aufzunehmen oder zu verarbeiten als Bilder oder Emotionen. Der Vorteil ist klar. Durch Sprache gelingt es uns, ausgesprochen komplexe Zusammenhänge zu vermitteln, ähnlich dem Unterschied eines Bilderbuchs zu einem Roman. Ein Comic hat hierbei eine Zwischenstufe, wir nehmen bunte Bilder wahr, die nur dann durch Text ergänzt werden, wenn es unbedingt nötig ist. Die Informationsaufnahme und Verarbeitung ist viel leichter. Hände hoch, wer vor dem Schlafen gerne Comics liest? Hier ist Ihre wissenschaftliche Rechtfertigung, dies auch weiterhin mit bestem Gewissen zu tun. Das Gehirn geht in den Schonmodus und kommt gut zur Ruhe.  Gegenbeispiel sind Fachbücher. Hier müssen wir manche Sätze mehrfach lesen, weil wir den Inhalt nicht „begreifen“. Wir können kein inneres Bild dazu aufbauen. Ein Beispiel sind einige Sätze am Anfang dieses Artikels. Na, wer hat da zweimal gelesen? Wer hat sich geärgert? Und wer hat gar nicht erst weitergelesen? Na gut, die Frage war nicht besonders schlau. Aber wer solche Sätze produziert, gilt als schlau. Daber ist es viel schlauer, sich verständlich auszudrücken. Es bedeutet, dass wir ein Verständnis für die gemeinsame Sprachebene haben und diese gut verwenden können. Und ich werde verstanden, was letztlich ja der Sinn der Kommunikation ist. Blöderweise riskiere ich, dass Sie mich deswegen für dumm halten, weil es Ihnen so leicht gelingt, alles zu verstehen. Aber so bin ich, immer voll auf Risiko!

Es geht aber nicht nur um Informationsaufnahme beim Lesen oder Sprechen. Auch das Denken kostet viel Energie. Dieser innere Dialog, den manche tagelang mit sich selbst führen können, ist unglaublich anstrengend.

Um das Konzept des uncodierten Denkens zu beschreiben, möchte ich eine Metapher verwenden. Sie haben Hunger! Sie müssen dieses inneres Gefühl und eventuell das entsprechende Bild einer Pizza in Sprache übersetzen und diese laut äußern. Zum Beispiel zum Italiener vom Bringdienst. Dieser muss diese Worte verstehen und wieder zurückübersetzen, um vor seinem geistigen Auge wieder das Bild einer Pizza zu entwickeln. Capiche? Was machen Sie aber, wenn Sie sich im Ausland aufhalten und die Sprache nicht beherrschen? Dann müssen Sie auf dieses komplexe System verzichten. Sie versuchen ein Bild mit den Fingern in die Luft zu malen, oder zeigen ein Bild auf dem Handy. Sie machen Grunzlaute, reiben sich den Bauch. Kaum ist die Sprache weg, mutieren Sie zum Höhlenmenschen.  Diese Art der Informationsübertragung ist sehr genau. Wenn Sie das Bild einer Pizza zeigen, gibt es nur wenig Fehlinterpretationen. Daher beschreiben Frauen ihren Männern auch nicht den Ring, den sie sich zu Weihnachten wünschen, sondern gehen mit den Männern zum Juwelier und zeigen darauf. Da ist die Botschaft schon sehr klar.

Im Urlaub habe ich noch eine weitere Methode entdeckt: Ein älterer Herr spricht einen Spanier auf fließendem Rheinländisch an. Als der Spanier nicht versteht, verwendet der Herr eine Technik, auf die ich niemals gekommen wäre: Er wiederholt den identischen Satz. Aber viel lauter und sehr viel langsamer. Mit Betonung. Warum bin ich da nicht drauf gekommen?

Google Translator

Heutzutage gibt es ja noch den Google Translator. Sie sprechen Ihre Botschaft in das Gerät, dieses übersetzt, der andere kann es verstehen. Dann anders herum. Sie merken, dass die Kommunikation jetzt im Gegensatz zum Zeigen oder zu Geräuschen viel genauer stattfinden kann, aber auch sehr viel mühsamer und langsamer abläuft. Und genau das ist das Problem. Sprechen wir mit uns selbst oder denken wir nach, verwenden wir genauso, wie in der Kommunikation mit anderen, dieses Übersetzungsgerät namens Sprache. Dadurch wird unser Denken zwar genauer, aber sehr viel anstrengender. Dabei ist das überhaupt nicht notwendig. Sie wissen ja beim Google Translator auch schon vorher, was sie sagen wollen, bevor Sie es in das Gerät hineinsprechen. Genauso wissen Sie, welchen Satz Sie denken wollen, bevor sie ihn in Gedanken ausformulieren. Dies ist das uncodierte Denken. Die Kunst besteht darin, es bei diesem Impuls zu belassen, ohne ihn in Sprache zu übersetzen. In diesem Impuls ist der komplette Inhalt enthalten. Daher bekommen Kinder auch so selten Burnout. Sie sind noch an diese Art zu denken gewohnt. Sie hatten ja nichts anderes, bevor sie sprechen konnten. Sie denken dadurch sehr viel schneller, aber vor allem ohne Energieverbrauch. Uncodiertes Denken. Oder wie denken Menschen, die niemals eine Sprache entwickelt haben? Taubstumme möglicherweise. Es gibt auch Völker in Nicaragua, an denen Experimente vorgenommen worden. Leider wurde nur untersucht, dass ohne explizite Sprache mit Zahlen das abstrakte Erfassen (schon ab Zahlen über 5) schwieriger wird, aber nicht, dass es weniger Burnout gibt. ? Auch Schimpansen haben ein  entwickeltes Großhirn und können ohne Sprache komplexe Intelligenzleistungen vollbringen. Keine Ahnung, ob die auch Burnout haben, aber nach meiner Hypothese wohl eher weniger. Bei meinem letzten Besuch im Zoo schienen die auch sehr relaxt.

Zusammenfassung

Versuchen Sie sich daran zu hindern, Monologe im eigenen Kopf zu halten. Dies verbraucht sehr viel geistige Kraft und verhindert die Regeneration des Kopfes. Tun Sie es nicht, kommen Sie irgendwann in eine Spirale, bei der Sie immer weniger geistige Kraft haben, Gedanken daher nicht zu Ende denken können und immer wieder von vorne anfangen müssen. Dann wird nur noch Energie verbraucht, wie ein festgefahrenes Auto, bei dem die Räder qualmen. Neben den klassischen Methoden wie Meditation oder Gedankenstop versuchen Sie einmal das „uncodierte Denken“. Anstatt einen Gedanken auszuformulieren, konzentrieren wir uns auf den Impuls, der diesem Gedanken zugrunde liegt. Wenn Sie üblicherweise einen Impuls zum Staubsaugen verspüren und diesen dann in Gedanken ausformulieren („ich muss unbedingt staubsaugen“), versuchen Sie, bei dem ursprünglichen Impuls zu bleiben. Das ist viel einfacher, als es klingt, weil wir diese Art des Denkens ständig vollbringen. Es geht nur so schnell und einfach, dass wir es nicht mitbekommen. Sie haben Durst, schenken sich ein Glas ein und trinken. Nicht ein ausformulierter Gedanke dabei! Durch das Konzept des uncodierten Denkens erklären sich einige Phänomene. Denken Sie nicht an einen blauen Elefanten. Macht codiert Sinn. Es gibt aber kein inneres Bild für das „nicht“. Daher können wir es nicht „begreifen“ also verständlich decodieren. Schlage Sie Ihren Ball also auf keinen Fall in den See, wenn Sie gegen mich spielen!

Persönliche Botschaft

Leider habe ich überhaupt keine Literatur zu diesem Thema gefunden. Das legt meist den Schluss nahe, dass die These entweder neu oder Unsinn ist. Mehr denn je bin ich daher auf Rückmeldungen, Weiterentwicklungen, Erfahrungen und Kritik angewiesen. Wenn ich mich nicht verständlich machen konnte, achten Sie bei der nächsten Sportveranstaltung im Fernsehen doch mal darauf, wer mit sich redet, schimpft oder stundenlange Monologe vor dem nächsten Schlag hält. Und wer ruhig in seinem Impuls lebt. Ich erinnere mich noch an die 80 er Jahre. Wenn Boris Becker erst einmal mit dem Jammern und Fluchen angefangen hat, konnte man den Fernseher getrost ausschalten. Das wurde nichts mehr.

Oder sie bleiben dabei und sehen es positiv: Selbstgespräche sind oft die einzige Möglichkeit, mal eine gute Antwort zu bekommen.